Mit Leidenschaft und klarem Blick für unsere Stadt
mein Name ist Frank-Tilo Becher und ich kandidiere für das Amt des Oberbürgermeisters. Seit fast 30 Jahren bin ich in Gießen zuhause, bin verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Wir leben in der Nordstadt, wo ich lange evangelischer Pfarrer war. Später habe ich als Dekan die Kirche in der Region geleitet. Heute vertrete ich Gießen als direkt gewählter Abgeordneter im Hessischen Landtag.
Viele wichtige Berufs- und Lebenserfahrungen bringe ich mit, um
die politische Verantwortung in unserer Stadt zu übernehmen:
Ich weiß, was es heißt, eine Gemeinde und Gemeinschaft zu organisieren, Personalverantwortung für hunderte Mitarbeitende zu tragen, Verwaltung mit Leben zu füllen und sich politisch für Menschen zu engagieren.
Diese Erfahrungen will ich jetzt in unsere Stadt einbringen. Ich möchte sozialen Zusammenhalt organisieren, indem wir alle unsere Stärken füreinander und miteinander teilen. Ich will mich dafür einsetzen, dass Gießen als Stadt der Bildung, der Wissenschaft und der Kultur weiter Strahlkraft entfaltet. Und ich wünsche mir, dass für alle, die hier leben, Gießen eine gesunde Stadt ist – deshalb muss Nachhaltigkeit Maßstab aller politischer Entscheidungen sein.
Das wird gelingen, wenn wir gemeinsam gut hin- und zuhören. Die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern liegt mir besonders am Herzen.
Ich freue mich auf offene Gespräche mit Ihnen in den Wochen bis zur Wahl. Und nach der Wahl möchte ich mich gerne als Ihr Oberbürgermeister um Ihre Anliegen kümmern.
Ihr Frank-Tilo Becher
Mein Weg nach Gießen
Aufgewachsen in Hainburg im Kreis Offenbach, habe ich 1982 mein Abitur an der Einhardschule in Seligenstadt gemacht. Ich studierte evangelische Theologie in Frankfurt und Hamburg. Mit Hamburg verbindet mich bis heute die Begeisterung für den FC St. Pauli. Vor meiner ersten Pfarrstelle in der Paulusgemeinde in der Gießener Nordstadt habe ich für den Lutherischen Weltbund am Sitz der Vereinten Nationen in New York mitgearbeitet.
Als Kind von Flüchtlingen aus der DDR hatte Gießen in meiner Familie den oft beschriebenen guten Klang von Freiheit. Umso mehr freut es mich, dass wir jetzt mit dem ehemaligen Notaufnahmelager und der späteren Erstaufnahmeeinrichtung auf eine Gedenkstätte und einen Erinnerungsort zugehen.
Auf der anderen Seite waren für mich mit Gießen lange Wochen in der Augenklinik, mit ihrer hoch anerkannten Sehschule, verbunden. Als Kind waren das keine einfachen Zeiten. Doch Gießen sollte in meinem Leben eine zweite Chance bekommen. Hier lebe ich nun seit 27 Jahren mit meiner Frau Jutta Becher, die auch Pfarrerin ist. Gemeinsam haben wir zwei Töchter und einen Sohn.
Meine Stationen in Gießen
Meine erste Pfarrstelle führte mich zu einer Zeit in Gießens Nordstadt, als dort im großen Programm „Soziale Stadt“ die Gebäudesanierung und Wohnumfeldgestaltung auf der Tagesordnung stand. Mein Verständnis, dass eine Kirchengemeinde Verantwortung in ihrer Bürgergemeinde übernehmen muss, trug dazu bei, dass die Paulusgemeinde ein aktiver Partner in diesem mehrjährigen Prozess wurde. Das reichte vom Café Oase im Gemeindezentrum für jene Bewohnerinnen und Bewohner, deren Häuser gerade im Umbau steckten, bis zur Planung des Spielplatzes in der Reichenberger Straße – gemeinsam mit einer Jugendgruppe aus dem Stadtteil. Ich selbst war als Vorsitzender des Trägerverbundes am Prozess der Gemeinwesenentwicklung beteiligt. Das sind die Wurzeln meines kommunalpolitischen Engagements in Gießen. In den Jahren meines Gemeindedienstes, also bis 2002, hatte ich außerdem einen Dienstauftrag zum Erteilen von Religionsunterricht an der Landgraf-Ludwig Schule.
Nach acht Jahren Gemeindepfarrdienst wurde ich zum Dekan gewählt, zuständig für eine Kirchenregion, die neben der Stadt Gießen noch anliegende Gemeinden umfasst, insgesamt waren das einmal fast 60.000 Gemeindemitglieder. Neben der Personalverantwortung für alle Pfarrerinnen und Pfarrer entwickelte sich in Gießen zusätzlich noch die Zuständigkeit für 21 Kindertagesstätten, da wir als erste kirchliche Region eine zentrale Trägerschaft organisierten, um Kirchengemeinden zu entlasten und um der ungeheuren organisatorischen, aber auch pädagogischen Dynamik besser gerecht werden zu können. Ich habe gerade für den Bereich frühkindlicher Betreuung und Bildung eine große Leidenschaft entwickelt und halte diesen nach wie vor für einen Schlüssel bei der Frage von Bildungsgerechtigkeit.
Meine fachlichen Zuständigkeiten für die Klinikseelsorge, für das interreligiöse Gespräch und für die Jugendwerkstatt, wo ich heute noch den Vorsitz im Aufsichtsrat habe, erzählen auch von weiteren Themen, die mir wichtig sind und die sich auch in meinen politischen Schwerpunktsetzungen widerspiegeln.
Weil ich in den 16 Jahren als Dekan und in den Jahren als Gemeindepfarrer so vielen unterschiedlichen Menschen mit ihren je eigenen Lebenssituationen begegnet bin, schien mir das für einen Wechsel in die Politik eine sehr gute Grundlage. Deshalb bin ich auf das Angebot der SPD über eine Kandidatur für den Hessischen Landtag eingegangen und die Wählerinnen und Wähler haben mir im Wahlkreis mit dem Direktmandat 2018 den Auftrag gegeben, die Interessen der Region in Wiesbaden zu vertreten. Vorbei am Schwanenteich fahre ich nun mit dem Rad in mein Wahlkreisbüro in der Grünberger Straße. Ich bin froh, dass mit Nina Heidt-Sommer eine erfahrene und kluge Vertreterin zur Verfügung steht, die im Falle meiner Wahl zum Oberbürgermeister, für mich in den Landtag nachrücken wird und Gießen damit weiter im Hessischen Landtag eine kompetente Stimme hätte.
Meine ganz persönlichen Orte –
8 mal Gießen
Egerländerstraße
Meine erste Adresse in Gießen, mit der Pfarrwohnung über dem Gemeindezentrum und hausinternem Weg in die Kirche. Gegenüber die damals Landgraf-Ludwig Schule, an der ich unterrichtet habe und von der Küche der Blick auf die Kita der Paulusgemeinde. Direkt vor der Haustür das Gemeinwesenzentrum der Nordstadt, in dem so vieles beraten und entschieden wurde, daneben der Holzwurm, das Jugendzentrum, das meine Gemeinde mit verantwortet hat. Und nur um die Ecke der Bolzplatz, der im Keller der Paulusgemeinde geplant worden ist. Heute wohne ich auf der anderen Seite der Marburger Straße – aber den Roten Weg am Rodtberg, mit den großen Wiesen zwischen den Häusern, mag ich noch immer sehr gerne. Aus dem Edeka-Markt ist inzwischen ein Turhan Supermarkt geworden und drei große Holzbalken bilden den Eingang zum Platz, auf dem das Nordstadtfest gefeiert wird. Mein erster Ort in Gießen hat besondere Spuren hinterlassen.
Lahnweg
Mein Arbeitsplatz als Dekan war eher am Stadtrand gelegen, im Haus der Kirche und Diakonie, in der Nachbarschaft zur Willy-Brandt-Schule. Dort habe ich das Zusammenspiel mit der kirchlichen Verwaltung unter einem Dach sehr zu schätzen gelernt – und vor und nach der Arbeit war der Weg, entlang der Lahn, die Umschaltzeit.
Petruskirche
Meine kirchliche Wahlheimat in Gießen – Ort von Konfirmationen, meine Predigtkirche als Dekan – und der Ort der Kantorei, in der ich einige Jahre mit großer Leidenschaft gesungen habe – und es sofort wieder tun würde, wenn es nur gelänge, das Zeitfenster für die Probe irgendwie frei zuhalten…
Im interreligiösen Netzwerk beheimatet
Katholische Kirche, Syrisch-Orthodoxe Kirche, Griechisch-orthodoxe Gemeinde, Synagoge, Moschee – ein ganzes Netzwerk von Gießener Orten steht für meinen interkonfessionellen und interreligiösen Weg in dieser Stadt. Davon überzeugt, dass von den Religionen selbst der Impuls zum kritischen Dialog und einem friedlichen und gemeinschaftlichen Miteinander ausgehen muss, habe ich das christlich-islamische Gespräch und Gießen mitinitiiert und stehe in engem Austausch mit allen Kirchen und Religionen.
Sandfeld
Ob das Sandfeld Nordstadt ist oder nicht, war für die Rahmensetzung im Programm „Soziale Stadt“ von Bedeutung – für mich gehörte es immer zu „meiner Nordstadt“ mit ihren unterschiedlichen Quartieren. Im Sandfeld sind meine Kinder in die Kindertagesstätte Bernhard-Itzel gegangen, weil es dort vor der Paulusgemeinde eine U-3 Gruppe gab. Dort war die Grundschule und wir haben als Eltern mit der Dino-Gruppe eine Schülerbetreuung als Verein organisiert. Für ein paar Jahre hatte ich den Vorsitz. In meinem Jahr Elternzeit, das damals noch Erziehungsurlaub hieß, war ich viel zum Sandfeld unterwegs und habe Zeit auf dem Schulhof, dem Bolz- und den Spielplätzen verbracht – und davor schon viele Hausbesuche als Pfarrer der Gemeinde.
Sportplatz Wieseck
Das Hobby meines Sohnes hat mir einen Sportplatz in Gießen besonders nahegebracht. Dort, am Spielfeldrand der TSG Wieseck habe ich viele Stunden verbracht, zusammen mit anderen Eltern angefeuert und mitgefiebert (hoffentlich immer mit dem nötigen Respekt, denn nichts ist schlimmer, als überehrgeizige Eltern beim Fußball). Von hier sind wir zu langen Fahrten quer durch Hessen aufgebrochen, um unsere Kinder zu den Auswärtsspielen zu begleiten.
Jugendwerkstatt
Dass diese Arbeit gut und wichtig ist, das habe ich bei meinem ersten Besuch 1994 gewusst. Die Jugendwerkstatt ist ein Aushängeschild des diakonischen Selbstverständnisses meiner Kirche. Hier, wie bei allen anderen Trägern außerbetrieblicher Ausbildung und Qualifikation, sind junge Menschen im Blick, die auf besondere Unterstützung angewiesen sind, um ihren Weg in die Erwerbsarbeit zu finden. Heute bin ich in der Jugendwerkstatt Gießen Aufsichtsratsvorsitzender und lebe meine Verbundenheit mit dieser Idee weiter.
Mein Zuhause
Mein Zuhause, das ist auch der Garten – wenig Erfolg im Gemüseanbau, aber eine gute Kirsch- und Apfelernte, Hände in die Erde stecken, den Rasen mähen, der längst Wiese ist – und den vielen Vogelstimmen zuhören, mitten in Gießen, meiner Heimatstadt.
Mein Politischer Weg in Wiesbaden und wie er mit Gießen verbunden ist
Als Mitglied des Sozial- und Integrationspolitischen Ausschusses habe ich für meine Fraktion im Hessischen Landtag die Zuständigkeit für Jugendpolitik, Ausbildung, Flucht- und Asyl und Ehrenamt.
Ich komme aus langjähriger Jugendarbeit im kirchlichen Kontext. Dort liegen meine sehr praktischen Erfahrungen. Heute ringe ich politisch um gute Orte für Kinder und Jugendliche, um ein Wahlrecht ab 16 Jahre und um Kinder- und Jugendbeteiligung in allen wichtigen kommunalen Fragen. Diese Anliegen werde ich auch als Oberbürgermeister weiter voranbringen.
Dass es allen Jugendlichen in Gießen möglich gemacht wird, eine Ausbildung abzuschließen, das sollte unser Anspruch sein – und ist angesichts des Fachkräftemangels auch dringend geboten. Hier wird es Gespräche und Initiativen brauchen, zwischen Schulen, Wirtschaft, Bildungsträgern und Verbänden. Neue Wege, zum Beispiel mit der Verbundausbildung, also Ausbildungspartnerschaften verschiedener Betriebe, gilt es anzuschieben. Gießen soll allen Jugendlichen gute Perspektiven eröffnen.
Wer von Asyl- und Flüchtlingspolitik redet, denkt in Hessen an Gießen. Durch die Hessische Erstaufnahmeeinrichtung sind wir in besonderer Weise mit der Thematik befasst und können mit etwas Stolz darauf zurückblicken, welche herausfordernden Situationen in unserer Stadt gemeistert wurden. Seit meiner Zuständigkeit für die unabhängige Verfahrensberatung als Dekan bin ich mit der Arbeit und Situation in der HEAE eng befasst. Als Abgeordneter habe ich die Unterbringungssituation der Asylsuchenden in der Coronapandemie kritisch begleitet. Mit der Forderung nach festgelegten Mindeststandards bei der Unterbringung von Flüchtlingen konnte ich mich im Hessischen Landtag nicht durchsetzen. Als Oberbürgermeister werde ich mein Wissen und meine Erfahrungen zur Verfügung stellen.
Ehrenamtliches, bürgerschaftliches Engagement erfährt mit Recht zunehmend Wertschätzung. Wir haben es deshalb als SPD-Fraktion mit einer eigenen Zuständigkeit bedacht. Und bürgerschaftliches Engagement ist in unserer Stadt vielschichtig und vielseitig aufgestellt. Es sind gute Unterstützungs- und Vernetzungsstrukturen entwickelt worden. Sie sind wichtig und werden meine Aufmerksamkeit haben. Sie tragen unsere Demokratie mit, sie stecken voller Ideen und sie stärken den Gemeinsinn.
Darüber hinaus bin ich Mitglied des Unterausschusses Justizvollzug und Sprecher für Justizvollzug meiner Fraktion. In dieser Funktion habe ich im Mai die Justizvollzugsanstalt Gießen besucht. Dabei wurde deutlich, wie wichtig die Nahtstellen zwischen drinnen und draußen und die Gestaltung der Haftentlassung sind. Hier liegen ganz entscheidende Weichen, wie gut und nachhaltig Resozialisierung gelingt. Diese Nahtstelle liegt auch in unserer Stadt. Wir sollten sie als Aufgabe begreifen.
Nicht überraschend kommt meine Funktion für die SPD-Fraktion als Religions- und Kirchenpolitischer Sprecher. Es waren meine Gießener Erfahrungen, die ich z.B. mit in die Debatte um den islamischen Religionsunterricht in Wiesbaden einbringen konnte – und nun werden es die politischen Debatten aus Wiesbaden sein, die ich mit in die Gespräche vor Ort bringen kann.
Meine Idee von Gießen
Gießen hat sich als Stadt für sozialer Gerechtigkeit und soziale Stadtentwicklung engagiert und sich einen guten Namen gemacht. Gemeinwesenarbeit in den verschiedenen Quartieren ist über Jahrzehnte zu einem politischen Markenzeichen geworden. Und ich möchte, dass das so bleibt.
Als zentraler Handelsort Mittelhessens stehen wir gleichzeitig vor der Aufgabe, unsere Innenstadt auf neue Entwicklungen einzustellen und trotz aller Online-Trends als einen lebendigen Ort des Einkaufens, der Begegnung, der Bildung und der Kultur zu erhalten und weiter zu entfalten. Wir haben dafür als hervorragende Bildungs- und Wissensstadt das Potential und können mit der Kreativität in Gießen zur Kulturstadt mit großartiger Anziehungs- und Strahlkraft werden. Das will ich befördern.
Vor der Klammer muss bei allen Entscheidungen stehen, dass wir unsere Politik nachhaltige und klimafreundliche gestalten. Ich möchte Gießen als Stadt der Gesundheit sehen, verstehen und entwickeln. Wir haben als Medizinstandort überregionale Bedeutung – aber Gesundheit im weiteren Sinn meint auch Bewegung, Ernährung, Verkehr, frische Luft, Parks – eben alles, was uns und nachfolgenden Generationen zu einem umfassend gesunden Leben hilft.
Sozial gerecht – nachhaltig gesund – kreativ produktiv: das ist meine Idee von Gießen. Dafür werde ich mich einsetzen.